Spätestens nach der Roten Karte hatten die Engländer kaum mehr eine Chance gegen die SGE. Hier die Spielanalyse zum Finaleinzug.
Die Aufstellung

Die Statistik
Die Highlights
Das Spiel
Für den Spielverlauf waren entscheidend:
*1 Mit der Auswechslung von Hinteregger bereits in der 7. Minute verändert sich zwar nicht die Statik des SGE-Spiels, aber die Umstellungen sind durchaus gravierend. Touré kam mit wenig Spielpraxis früh ins Spiel und Tuta war auf der zentralen IV-Position ebenfalls kaum eingespielt. Viel hing davon ab, dass Tuta im Aufbau, Touré in den defensiven Abläufen und die neu formierte Dreierkette insgesamt schnell und teilweise spontan zueinanderfanden. Das gelang recht gut, aber nicht ohne Probleme.
Hier eine Szene aus der 57. Minute, in der es zu Abstimmungsschwierigkeiten kam:

Vor allem Touré hat wie hier, das ließe sich an einigen weiteren Szenen gut zeigen, oft Probleme mit dem Einschätzen und Einhalten der Abstände, er steht oft zu nah an Tuta. Auch in dieser Szene versucht Tuta, ihm kurz zuvor zu bedeuten, dass er weiter außen stehen muss.
Gerade in der zweiten Halbzeit funktionierte die defensive Organisation aber oft auch sehr gut. Hier eine Szene aus der 70. Minute:

*2 Die frühe Rote Karte für West Ham in der 19. Minute veränderte das Spiel entscheidend. In UNterzahl wurde die technische Stärke der SGE noch tragender, durch die zusätzlichen Räume war es für die Eintracht einfacher, das Spiel, auch mit viel Ballbesitz, zu kontrollieren.
*3 Auch zwei taktische Entscheidungen seitens Glasner waren recht auffällig. Zum einen spielte die SGE, auch schon vor dem Platzverweis, auffällig häufig wieder längere Ballpassagen auch aus der letzten Reihe. Das ist interessant, da in der Bundesliga, in der viele Mannschaften sehr früh aggressiv pressen, die Eintracht auf dieses Element oft verzichtet. Schon im Hinspiel war das gegen West Ham, die relativ lange schieben bis sie einen Zugriffspunkt finden, und eher auf unforced errors spielen als sehr früh die Zweikämpfe zu suchen, eine taktische Auffälligkeit, die die SGE da auch beim zweiten Tor mit ihrer technisch-spielerischen Stärke ausgenutzt hatte.
Es war auch diesmal zu beobachten, dass Glasner und die Mannschaft auf dieses etwas zurückhaltendere Pressing des Gegners mit mehr eigenem Risiko in den Aufbaureihen reagierte. Ab 22:26 kann hier so eine Szene eingesehen werden (aus der 12. Minute, also noch vor der Roten Karte). Hier spielt die SGE 13 Pässe hintereinander, alles in der hinteren Reihe, bzw. über Rode, es werden also Angriffsversuche über lange Aufbauphasen und Positionsspiel versucht. Der Versuch hier endet dann mit einem longline-Pass von Touré rechts, der im Aus landet, aber man konnte das über die gesamte Spielzeit beobachten. Auch die vermutlich spielentscheidende Szene, nämlich die Rote Karte, entsteht nach einem solchen Positionsspiel aus der hinteren Reihe.
Anders, und das ist die zweite taktische Entscheidung Glasners gewesen, die auffällig und wichtig war, agierte die Eintracht: Ähnlich wie im Hinspiel und nach dem Platzverweis wieder sehr häufig aktivierte die Eintracht ihr aggressives Pressing in der vorderen Reihe. Das war schon im Hinspiel so praktiziert worden und setzte auch diesmal den Engländern stark zu.

Besonders die Spieler Cresswell (solange er auf dem Feld war) und Dawson hatte Glasner offenbar als technische Schwachpunkte ausgemacht, weshalb sie regelmäßig attackiert wurden.

Diese Aktion geht zu großen Teilen auf die gute Freilaufentscheidung von Hauge.

Cresswell macht es im Zweikampf zunächst gut, bleibt am Gegner und attackiert ihn von der Torseite, dann spekuliert er aber zu früh darauf, den Ball erreichen zu können und ist somit aus dem Zweikampf. Er kann und muss, wenn er verhindern will, dass Hauge allein aufs Tor zuläuft, diesen umreißen, dafür erhält er dann zurecht die Rote Karte. Klarer Zweikampffehler von Cresswell, er hätte im Zweikampf bleiben müssen und können, dann hätte ihn Hauge ersteinmal ausspielen müssen. So sorgt er für eine frühe Unterzahl seines Teams und entscheidet damit zu großen Teilen dieses Halbfinale. Stark aber auch gemacht von Hauge, sowohl im Erkennen der Situation, als auch in der aggressiven Durchführung.
Nach dem Foul nimmt Moyes sofort Lanzini vom Feld und bringt mit Johnson einen neuen linken Verteidiger um die Viererkette, die das Herzstück sowohl des West Ham – Aufbauspiels (siehe Analyse Hinspiel), als auch des Defensivkonzeptes der Mannschaft ist. Mit Lanzini geht ein Offensiver, ein großer Vorteil für die SGE, jetzt einen Offensiven weniger in der Zentrale bzw. der Halbposition verteidigen zu müssen.
Auch das einzige Tor des Spiels fällt aus einem solchen Positionsspielangriff. Die Eintracht spielt in der Sequenz im Grunde zwei Angriffe aus Positionsspiel hintereinander. Die ganze Angriffssequenz beginnt mit einem Einwurf von Knauff rechts zurück auf Tuta. Es folgen zunächst einige Querpässe, Aufbauversuche über Ndicka und die Sechser Sow und Rode.

Rode leitet dann über die Halbposition den Angriff mit einem Pass auf Knauff außen ein, der geht sofort ins Tempodribbling Richtung Sechzehner, die SGE versucht eine Schnellkombination, die die Engländer aber schließlich blocken können. Allerdings landet der geblockte Ball wieder bei der SGE. Hier:

Knauff hatte zuvor versucht, mit einem diagonalen Lauf in die Spitze gefährlich zu werden. Sows Angriffsabbruch ist für Knauff und die anderen das Signal, wieder die Grundformation vorne einzunehmen und die Aufbauspieler verzögern die Situation so lange, bis die Grundordnung vorne wiederhergestellt ist und startet dann den nächsten Angriff (eintracht.tv ab 35:58).

Fazit
Mit dem Feldverweis und dem 1:0 war das Halbfinale entschieden. Die Engländer waren bei weitem nicht stark genug, um in Unterzahl auswärts zwei Tore zu erzielen, was ja dann notwendig gewesen wären.
In der Phase zwischen Tor und Halbzeitpause bestand zwischen den beiden Teams fast schon ein Klassenunterschied. In der zweiten Halbzeit verteidigte die SGE das Ergebnis ohne große Probleme.
In der zweiten Halbzeit spielt die Eintracht das Spiel ohne wirklich in Gefahr zu kommen, herunter (64% Ballbesitz, 87% Passquote), bleibt sehr zweikampfstark und aufmerksam. Insbesondere der überragende Ndicka ist von den Engländern im Zweikampf so gut wie nie zu bezwingen. Insgesamt ist die starke 3er-Reiher der SGE mit Ndicka (68% Zweikampfquote), Tuta (60%) und Touré (70%) neben der roten Karte und dem starken Positionsspiel der SGE in beiden spielentscheidenden Highlights der Schlüssel zum Erfolg.
Auch in der zweiten Halbzeit spielt die Eintracht teilweise starke Angriffe durch die Reihen, etwa vor dem Abschluss von Paciencia in der 83. Minute (eintracht.tv ab 38:53).
Entscheidend war letztlich, sowohl im Hin- wie im Rückspiel, dass die SGE spielerisch und technisch stärker war als der Gegner (ausführlich siehe Analyse des Hinspiels).
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