Alles beim Alten?

Was hat sich geändert? Wurde das defensive Problem angegangen? Die Vorbereitung der SGE in der Analyse anhand der Testspiele und des Pokalspiels.

Zunächst: Das Defensivproblem

Wie hier in der vergangenen Saison gezeigt wurde, steht und fällt der Mannschaftserfolg der Eintracht mit der Fähigkeit, nachhaltig auch in der letzten Reihe zu verteidigen, also auch starke Überwindungsaktionen des Gegners (bspw. Durchbrüche oder Überspielen des Pressings) noch in der Restverteidigung (zuletzt meist 3er-Reihe) so zu verteidigen, dass ein möglichst hoher Anteil der gegnerischen Angriffe nicht zu einer Großchance wird. Die Frage ist also: Hat die letzte Reihe der SGE gelernt, in Unterzahl/ Gleichzahl bzw. in dynamischen Offensivaktion des Gegners im vorderen Drittel, zumindest korrekt, also irgendwie koordiniert und erfolgsversprechend zu verteidigen? Ist das Mittelfeld inzwischen bereit und in der Lage, die letzte Reihe „von vorne“ so zu unterstützen, dass korrektes Verzögerungsverhalten überhaupt zum Erfolg führen kann?

In den frühen Testspielen gegen Barockstadt Fulda und Steinbach Haiger war deutlich zu sehen, wie groß das defensive Problem der SGE war und ist. So krass das klingen mag: Ohne aufeinander abgestimmte letzte Reihe, ohne korrekt automatisierte gruppentaktische Abläufe, kurz ohne Defensivkonzept kassiert man auch gegen Regionalligisten Gegentore ohne Ende und wenn Leipzig beim Stand von 0:0 die beiden Großchancen nutzt, die sie sich herausgespielt haben, steht es 2:0 und dann verlässt die SGE wahrscheinlich den Wettbewerb.

Was man also anhand der analysierbaren Vorbereitungsspiele sagen kann ist:

Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Toppmöller hat zumindest etwas daran gearbeitet, die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen nicht so groß werden zu lassen, dass die SGE-Offensive allzu leicht ausgespielt werden kann, mit Pacho und Koch stehen gelernte und offenbar von ihren bisherigen Trainern einigermaßen korrekt korrigierte und geschulte Innenverteidiger im Kader und mit Skhiri hat Toppmöller auch einen neuen Spieler, der in der Lage ist, defensiv zu antizipieren und die letzte Reihe stichhaltig zu unterstützen. Dass das alles aber auf sehr wackligen Beinen steht, konnte man in allen Testspielen beobachten, wie wir gleich in der Analyse anhand des Pokalspiels sehen werden. Mit Abstand am stärksten arbeitete die letzte Reihe der SGE im Spiel gegen Nottingham.

Die schlechte: Auch Toppmöller scheint nicht vorzuhaben, an den individualtaktischen Fehlverhalten der Defensivspieler ernsthaft und mit dem nötigen zeitlichen Aufwand zu arbeiten. Stattdessen ist Tuta dann jetzt eben auf der Bank gelandet, während Hasebe auf dem Platz alles wie immer machen durfte, mit dem bekannten Ergebnis (über die Zweikämpfe und das Stellungsspiel von Tuta und Hasebe in den Testspielen gegen Barockstadt Fulda und Steinbach legen wir wohlwollend den Mantel des Schweigens.)

Also in medias res:

Die Zusammenstellung zweier neuer Innenverteidiger plus Mittelfeldspieler Hasebe führte im Pokalspiel gegen Lok Leipzig bald zu einer skurrilen Situation, die wiederum um ein Haar zur 1:0-Führung der Leipziger geführt hätte. In der 11. Minute genügte den Leipzigern ein schlichter Befreiungsschlag, um die SGE komplett auszuspielen.

Hasebe und Ziane erwarten den Befreiungsschlag von Lok-Keeper Dogan. Hasebe hüpft wie dutzendfach in der vergangenen Saison in das Kopfballduell mit dem nun auch nicht gerade gigantisch großen Ziane (1,86) und verliert es glatt. Hinter ihm fabrizieren dann Pacho und Koch ein Missverständnis und Trapp muss mit seiner ersten Gamechanger-Parade direkt im ersten Saison-Spiel die SGE vor einem Rückstand bewahren (eintracht.tv ab 15:09).

Wir sehen in der Situation im Grunde ein Abbild der vergangenen Saison: Der Abstand zwischen def. Mittelfeld und letzter Reihe ist so groß, dass die letzte Reihe zum ersten Mal im Spiel allein verteidigen muss. Das geht sofort schief, auch gegen einen Regionalligisten. Die Dreierkette hat hier eine 3 gg. 2 – Überzahl, doch Hasebe nimmt sich mit dem unnötig verlorenen Kopfball selbst aus dem Spiel. Den verlängerten Ball erreicht Pacho zuerst, aber Koch macht den nächsten Fehler :

Statt Pacho Richtung Tor zu sichern, folgt Koch Atilgan in den Zweikampf mit Pacho, so dass dann alle drei Spieler zum Ball rennen.

Dabei behindern Koch und Pacho sich gegenseitig, sodass Ziane, dem Hasebe gar nicht mehr gefolgt ist , allein auf Trapp zulaufen kann.

Irgendjemand wird Hasebe einmal schonend beibringen müssen, dass er sich aus den Übersituationen nimmt, wenn er ohne Chance in solche Kopfballduelle hüpft. Hasebe macht hier also aus einer 3 gg. 2 Überzahl eine 2 gg. 2 – Gleichzahl, die selbst von ziemlich schwachen Gegnern wie Leipzig ausgenutzt werden kann. Das ist ihm in der vergangenen Saison auch schon mehrfach passiert und er ändert dieses erfolglose Verhalten einfach nicht.

In der Szene, wo er in den Kopfball hüpft, ist das gar nicht nötig. Wenn er wegbleibt, hat Ziane entweder den Ball mit Rücken zum SGE-Tor und in 2 gg. 3 – Unterzahl bei drei zurücklaufenden SGE-Mittelfeldspielern am Fuß, oder Ziane verlängert ihn ins 3 gg. 1 Richtung SGE-Tor. In jedem Fall bleibt es bei der SGE-Überzahl. Solche Fehler dürfen einem IV nicht passieren und wenn sie doch dauernd passieren, gefährden sie den Mannschaftserfolg. Dass dann auch Koch völlig den Überblick verliert und statt Pacho zu sichern, unerklärlicherweise mit in den Zweikampf rennt, der ja gar keiner war, weil Pacho deutlich zuerst am Ball ist, ist durchaus besorgniserregend, denn auch solche krassen Antizipationsfehler deuten stark darauf hin, dass auch diese Standard-Verteidigungssituation mit den beiden neuen und nicht aufeinander abgestimmten Innenverteidigern überhaupt nicht geübt wurde. Auch wurde ihnen offenbar nicht mitgeteilt, dass ihr zentraler Mitspieler sich regelmäßig einfach selbst aus dem Spiel nimmt und nicht mehr zurückkehrt, dass sie also mit diesem Verhalten irgendwie rechnen müssen (siehe auch Videoclip unten). Das lässt befürchten, dass auch diesmal in der Vorbereitung kaum Detailtraining im Bereich gruppentaktisches Verhalten in der letzten Reihe gemacht wurde.

Aber selbst wenn die ganze Mannschaft noch im Spiel war, konnten die Leipziger die SGE ausspielen. In der 35. Minute entsteht die zweite Torchance des Spiels, wieder für die Leipziger (Video):

Der Aufbau

In der ersten Halbzeit im Pokalspiel gegen Leipzig wurde aus dem üblichen 3er-Aufbau nach vorne gespielt, allerdings fehlten meist die dynamischen Anschlüsse, was auch daran lag, dass der Gegner mit 11er-Verteidigung in der eigenen Hälfte alles zulief. So waren das einzige, was der SGE nach vorne einfiel, Flug- bzw. Chipbälle von Hasebe, Ebimbe oder anderen, die allerdings kein Wirkung hatten. Skhiri war im tiefen Aufbau selten eingebunden, dafür sehr stark ins Mittelfeldspiel. Die Leipziger konzentrierten sich so stark auf ihre letzte Reihe und das Verhindern von Abschlüssen, dass die SGE mit Skhiri häufig noch tief im Leipziger Mittelfeld gewissermaßen Aufbauspiel betrieb, eben meist über Skhiri, während hinter ihm mit Hasebe, Koch und Pacho drei Spieler gewissermaßen Däumchen drehten und es ist schon erstaunlich, dass man gegen einen solchen Gegner mit Dreier-Kette hinten spielt und mit dem 3er-Aufbau, der in der ersten Halbzeit null Wirkung hatte, dauerhaft 3 Spieler aus dem Offensivspiel nimmt. Gegen einen Gegner, der nie vorne angreift, sollten 2 Aufbauspieler genügen. In der zweiten Halbzeit stellte Toppmöller dann etwas um, zog vor allem Buta weiter nach vorn und ließ offensiv teilweise breiter auf Zuspiele warten.

Es ergaben sich in der ersten Halbzeit immer wieder Situationen, die ungefähr so aussahen:

16. Minute: Um die Mittellinie stehen fünf SGE-Spieler, also die halbe Mannschaft, ohne Funktion für den Angriff, denn Ebimbe spielt dann einen langen Flugball Richtung Götze, während 9 Leipziger Feldspieler sehr tief die verbliebenen 4 Frankfurter bekämpfen. Der Ball von Ebimbe landet im Toraus.

Insbesondere gegen Nottingham, die deutlich früher und luftiger attackierten, sahen wir aber auch interessante Aufbau-Manöver wie beispielsweise Andribbeln von innen nach außen, um dann den Angriff mit einem Pass in die Zentrale einzuleiten. Das alles im Detail hier zu zeigen, würde aber den Rahmen etwas sprengen. Nach den ersten Saisonspielen kann man mehr dazu sagen, welche Muster sich häufig wiederholen, welche Automatismen sich erfolgreich herausgebildet haben.

Die Offensive

Die Leipziger hatten einen klaren Matchplan, den sie zumindest bis zum 0:2 auch gut durchzogen und der hauptsächlich darin bestand, der Eintracht die gefürchtete Dynamik nach vorne zu nehmen, indem sie die SGE so tief erwarteten, dass sich kaum tiefe Räume öffneten und öffnen konnten. Sobald sie etwas höher standen, kam die SGE in die Tiefe und wurde dynamisch. Zum ersten Mal allerdings erst in der 14. Minute, als nach Initialpass von Skhiri Götze und Lindström links ein tiefer Doppelpass gelingt, den Rückpass von Götze lässt Kolo Munai dann aber durch die Beine zu einem Gegenspieler rollen (eintracht.tv ab 18:00). Das zweite Mal dann in der 19. Minute, als man auch eine der offenbar geplanten Kombinationen sehen konnte, bei der erst Kolo Muani entgegenkommt und klatschen lässt, während Lindström hinter ihm ebenfalls die Seite überlädt und dann direkt in die Tiefe angespielt wird. (eintracht.tv ab 23:24). Zu diesem Element weiter unten mehr.

Später verpasste die Eintracht oft die wenigen Situationen, in denen die Leipziger etwas höher standen und verschleppte das Spiel so lange, bis alle Leipziger wieder hinten waren.

Insgesamt gelang der SGE in den ersten 35 Minuten bis zum 1:0 durch Kolo Muani nur wenig. Vereinzelten Aktionen, meist über links, bei denen die Seite überladen und dann schnell kombiniert wurde, stehen mehrere Chip- und Flugballversuche gegenüber, die beim Gegner landeten, überhaupt wurden die meisten Versuche nicht sauber gespielt, technische und Timingfehler verhinderten das Gelingen der Kombinationsversuche.

Das im Grunde spielentscheidende 1:0 fiel nach einem Gegenpressing nach einer von den Leipzigern verteidigten Ecke. (Die Ecke war Ergebnis eines recht starken langen Flugballes von Pacho aus dem Aufbau in die Spitze, überhaupt fällt die Passstärke von Pacho auf, das ist gegenüber Ndicka sogar ein Upgrade). Den entscheidenden Zweikampf gewinnt Hasebe gegen Atilgan (eine Situation, in der man gut sehen konnte, welch grandioser Mittelfeldspieler Hasebe ist und wie stark er in Zweikämpfen ist, in die er press gehen kann ohne groß nachdenken zu müssen). Die Spielfortsetzung ist dann stark, Götze, Ebimbe und Koch finden mit einem halben Seitenwechsel Kolo Muani in der halbrechten Spitze und Kolo Muani überspielt mit einer seiner typischen starken Fintenbewegungen seinen Gegenspieler, kommt dabei aber sehr weit nach außen und versucht dann aus im Grunde sehr schlechtem Winkel den Ball Richtung Tor zu schießen. Er macht da vielleicht das beste aus der Situation, aber mal ehrlich:

Wenn sich ein Torwart so einen Ball, der vielleicht nicht einmal aufs Tor gekommen wäre, ins eigene Tor boxt, ist das schon ein sehr glücklicher Treffer.

Endgültig entschieden wurde das Spiel dann mit dem 2:0 durch Götze, auch hier ein Blick auf die Entstehung, wie auch, etwas kürzer, auf die fünf weiteren Treffer:

Das 2:0 in der 58. Minute fällt nach einem Aufbau/Positionsspiel der SGE, die in einem recht gut gespielten Manöver die Leipziger etwas auf deren linke Seite lockt und dann in der Kette komplett durchwechselt. Max sucht dann Kolo Muani zwischen den Linien, der legt noch einmal zentral zurück auf Skhiri. Entscheidend ist hier aber wieder einmal das Überladen der Seite durch Götze und Lindström. Hier sieht man es:

Beide offensiven Halbpositionen auf der linken Seite. Entscheidend sind in der Situation die Bindungen: Kolo Muani bindet Sirch durch sein Entgegenkommen ins Mittelfeld fest an sich, Götze bindet Held auf er Halbbahn. So kann Leipzig mit der Viererkette Lindström nicht mehr abdecken. Skhiri spielt ihn in den Lauf an. Nun müsste Grym gegen Lindström den Zweikampf gewinnen, hat aber keine Chance, da ist dann der Klassenunterschied schon sehr deutlich zu sehen. (Ganze Szene sehr interessant: eintracht.tv ab 15:19)

Das ist ein starkes Manöver der SGE, ein gezielt und geplant herausgespieltes Tor.

Das 3:0 in der 66. Minute für die SGE fällt nach einem Kettenfehler der Leipziger, aber auch einem überragenden Steilpass von Hauge auf Buta direkt zum Tor der Gastgeber. Auch dieses Tor fällt nach gezieltem Kombinationsspiel, das sieht schon sehr gut aus, allerdings macht der Gegner hier auch zu viele Fehler, um Spieler wie Skhiri, Hauge, Buta, Marmoush verteidigen zu können.

Tor 4 (86. Minute) fällt nach langem Abschlag von Trapp in die Spitze und toll ausgespieltem 3 gg. 3 durch Hauge und Buta (der hat schon ein ziemliches Zauberfüßchen, auch beim 3. Tor schon zu sehen, unbedingt mal ansehen, dieses Ausspielen des 3 gg. 3 ist was fürs Lehrbuch, eintracht.tv ab 35:10). Den Abschluss verdaddelt Hauge dann zwar ein bißchen (hätte längst auf den völlig freien Marmoush querlegen müssen), aber Ebimbe schießt ihn dann im Nachschuss noch rein.

Das 5. Tor in der 89. Minute ist ebenfalls eine Kombination aus der eigenen Hälfte, bei der die SGE mit drei Pässen die komplette, jetzt doch sehr sorglos pressende Leipziger Mannschaft überspielt und dann mit einem Hinterlaufen (Hauge) Tiefe und Tempo ins Spiel bekommt. Entscheidend bei dem Angriffsvortrag ist übrigens das Ballbehaupten von Marmoush im Aufbau gegen zwei Leipziger, allerdings ist deren Pressingversuch auch völlig unbrauchbar. Marmoush verliert im Anlaufen des IV der Leipziger etwas zu viel Tempo, wie in einer anderen Szene zuvor auch schon einmal, diesmal geht es aber gut und Hauge kann seinen Tiefenpass dann querlegen für Ngankam. (Dieses fehlerhafte zu-viel-Tempo-verlieren von Marmoush, darauf kann man in den kommen Spielen mal achten, muss trainerseitig korrigiert werden, oder wir werden es weiter beobachten können, eintracht.tv ab 38:11)

Tor 6 in der 90+14. Minute fällt ebenfalls nach sehr geruhsamen Positionsspiel in der Gegnerhälfte. Entscheidend ist dabei ein Zuckerpass von Skhiri auf Buta rechts in die Spitze, womit die Lok-Kette ausgespielt ist. Ngankam drückt den zunächst gehaltenen Abschluss von Hauge dann über die Linie. Bei diesem Tor haben die Leipziger den Betrieb aber bereits weitgehend eingestellt und produzieren höchstens noch Kettenfehler.

Das letzte Tor fällt nach einer ewigen Ballpassage ohne jede Gegenwehr, ist analytisch daher nicht mehr sehr relevant. Fußball ohne Gegnerdruck wird es in einem Pflichtspiel für die SGE so schnell nicht wieder geben. Überhaupt waren die Ostdeutschen (darauf scheinen die Anhänger dieses Vereins ja besonderen Wert zu legen, was ein Kindergarten) nach dem 2:0 ein erstaunlich schwacher Gegner.

Der Einfluss des neuen Trainers

Einige Änderungen im SGE-Spiel sind durchaus gut sichtbar:

  • das Pressing wird etwas risikoärmer durchgeführt, das Angriffspressing konnte vor allem gegen Nottingham in einigen Situationen gut beobachtet werden, hier hat sich nicht allzu viel geändert, es wird weiter durchgesichert, auch bis weit in die gegnerische Hälfte. Alles in allem wird das aber offenbar etwas dosierter eingesetzt. (Wer sich das mal im Detail anschauen möchte: eintracht.tv bei youtube ab 1:12:28). Eine weitere Szene, wieder Pressing links, fast identisch, aber hier gewinnt der gut nachgeschobene Pacho den Ball und leitet sofort einen interessanten Konter ein (eintracht.tv bei youtube ab 1:14:43)
  • es gibt einen starken Fokus auf Boxbesetzung, gegenläufige Bewegung beim Besetzen der offensiven Positionen und sofortiges offensives Überlaufen des ballbesitzenden Mitspielers. Ein Beispiel ist im Pokalspiel zu beobachten (eintracht.tv ab 42:25): Ngankam verlässt die Spitze, um aus dem Mittelfeld heraus anspielbar zu sein, Larsson zieht sofort hinter Ngankam in die freie Position in der Spitze. Ähnliche Situationen können einige entdeckt werden in dem Spiel und dass zwei Neue wie Ngankam und Larsson das schon automatisch machen, spricht dafür, dass dieses Angriffsmuster stark eingeübt wurde und wir es künftig öfter sehen werden. Einen tollen Angriff nach ähnlichem Muster, aber im Aufbau konnten wir im Nottingham-Spiel sehen. (absolut sehenswert eintracht.tv bei youtube ab 1:18:49).
Lindström kommt Pacho (nicht im Bild, aber er spielt den sehr starken Pass hier) mit einem langen Sprint aus dem offensiven Mittelfeld entgegen, Ebimbe zieht sofort den gegenläufigen Sprint an, erläuft also Lindströms Offensivposition, während Lindström seinen Gegenspieler mitzieht. So entsteht die tiefe Passbahn, die Lindström dann für den Pass auf Ebimbe nutzt. Das ist wirklich allerhöchstes Niveau und Toppmöller scheint das mit den Spielern sehr intensiv studiert zu haben. Auch der folgende seitenwechselnde Anschluss von Ebimbe ist stark, das Hinterlaufen von Buta ebenfalls, nur der letzte Pass/Anlauftiming/Abschlussentschidung der Mitspieler passt dann nicht, aber bitte unbedingt einmal anschauen die Szene! (Link oben)
  • Toppmöller scheint umstellungsfreundlicher zu sein als Glasner. Im Pokalspiel veränderte er ohne Systemumstellungen die Statik des Spiels in der Halbzeit etwas, indem er Buta etwas vorzog und Götze/Lindström die linke Seite gezielt überladen ließ. Diese asymetrische Angriffsführung und vor allem die stärkere Einbindung von Buta rechts überforderte den Regionalligisten sichtlich. Über die Außen fielen dann auch ungefähr alle Tore.
  • aus der Doppelsechs ist eine 1-2-Mittelfeldreihe geworden mit Skhiri auf einer zentralen 6 und Ebimbe und Götze auf den 8er-Positionen. Denkbar, dass sich daraus zunehmend ein 4-3-3 entwickeln wird, zunächst ist Toppmöller aber bei der 3er-Kette geblieben, hat also ein 3-5-2 gestellt. Die etwas defensivere Variante und mit dann 2 zentralen Spielern hintereinander etwas doppelt besetzt.
  • mit Skhiri und Koch hat die SGE nun zwei Spieler auf dem Platz, die zumindest versuchen, kommunikativ etwas Ordnung zu schaffen, auch gestenreich, das konnte man vor allem im Pokalspiel beobachten
  • die letzte Reihe bleibt die Achillesferse, die Fehlerquellen sind die gleichen wie in der vergangenen Saison, es ist da noch keine große Verbesserung zu erkennen. Am stabilsten war die Abwehrformation gegen Nottingham mit Koch auf der zentralen Position. Warum das gegen Leipzig wieder geändert wurde, ist rätselhaft.
  • Ecken wurden zumindest gegen Nottingham im Raum verteidigt und zwar mit großem personellen Aufwand.
49. Minute im Testspiel gegen Nottingham: Raumdeckung in 5-4-1-Formation im iegenen Sechzehner.

Das Fazit

Das Spiel der SGE wird sich in vielen Hinsichten verändern, insofern können wir die Eingangsfrage klar mit „nein“ beantworten, es ist durchaus nicht alles beim Alten.

Im Gegenteil: Was Toppmöller offensiv mit dem Team vorhat, scheint noch einmal ambitionierter zu sein als das Offensivspiel bei Glasner, insbesondere versuchte das Team in den Spielen deutlich kontrollierter von hinten heraus zu spielen und hatte dafür auch einige Lösungen, von denen wir einige oben gezeigt haben. In den Testspielen, insbesondere gegen Arnheim sah das offensiv schon sehr gut aus, es fehlt noch in vielen Situationen das letzte Timing in dem ganzen engen Raum, also beim letzten Pass, aber das sollte eine Frage der Zeit sein.

Das große Problem bleibt aber: Von einem tragfähigen Defensivkonzept bei isolierter letzter Reihe ist die Mannschaft weiterhin weit entfernt und es ist ja verständlich, dass ein Trainer lieber tolle Offensivmanöver trainiert, als langweiliges korrektes Verteidigen im 3 gg. 2 bei hohen Bällen des Gegners, aber letzteres wird darüber entschieden, ob die Eintracht als Mannschaft den nächsten Schritt in der Liga machen und ernsthaft um die Champions League Plätze wird mitspielen können. Das ist nicht schwer zu prophezeien.

Der Kader jedenfalls sollte das hergeben, insbesondere Koch, Pacho, Skhiri, Ngankam und Marmoush sind starke Neuzugänge, auch Larsson ist ein sehr guter Fußballer und Trapp ist alles in allem zuzustimmen, wenn er vermutet, dass das Team insgesamt stärker geworden ist (auch ein Abgang von Kolo Muani, der dann ja ersetzt werden dürfte, wird daran nichts Entscheidendes ändern). Alles wird davon abhängen, ob und wie das defensive Problem gelöst wird. Man darf gespannt sein und so ist ein ganz kleines bisschen dann doch alles beim Alten.

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